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8.4.2025

KI und Arbeit: Die wahre Gefahr ist nicht der Jobverlust – sondern Burnout

von Gloria Dell'Etere

Die unterschätzte Schattenseite von Künstlicher Intelligenz

Die Debatte über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) am Arbeitsplatz wird meist durch eine zentrale Angst bestimmt: Werden Maschinen menschliche Arbeitsplätze ersetzen? Diese Frage dominiert Medienberichte, Konferenzen und Strategiemeetings – vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. Doch während wir in die Zukunft blicken und uns mit dystopischen Szenarien beschäftigen, übersehen wir eine viel akutere Gefahr, die sich bereits heute in den Unternehmen ausbreitet: Burnout durch KI-induzierten Leistungsdruck.

Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Für sie ist die Integration neuer Technologien oft mit dem Versprechen verbunden, schlanker, effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden – ein nachvollziehbares Ziel angesichts knapper Ressourcen. Doch in der Praxis zeigt sich ein paradoxes Bild: Statt Entlastung erleben viele Teams eine Intensivierung der Arbeit.

KI übernimmt Aufgaben, ja – aber was passiert danach? Mitarbeitende haben selten einfach „weniger zu tun“. Stattdessen werden sie mit neuen Anforderungen konfrontiert: Sie müssen komplexere Entscheidungen treffen, mehr Systeme bedienen, schneller reagieren, datengetriebener denken und gleichzeitig kreativ und empathisch bleiben.
Die Arbeitslast verschiebt sich – sie wird weniger sichtbar, aber nicht weniger belastend.

Hinzu kommt eine stille Erwartungshaltung, die kaum jemand offen ausspricht: Wer durch Technologie Zeit spart, soll diese gefälligst gleich wieder investieren – in Meetings, Innovation, Upskilling, Extraschichten. So entsteht ein toxischer Kreislauf: Effizienzgewinn → Erwartungserhöhung → Erschöpfung.

Laut einer Studie des Gallup-Instituts fühlen sich weltweit 44 % der Mitarbeitenden regelmäßig gestresst – ein Höchstwert. Gleichzeitig zeigen Studien von Microsoft, dass viele „digitale Wissensarbeiter“ nach Einführung neuer Tools mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringen als je zuvor. Das eigentliche Risiko ist also nicht die Technologie an sich – sondern der Umgang damit.

KI richtig denken: Drei Prinzipien für gesunde Produktivität

1) KI als Mittel zur Fokusgewinnung – nicht zur Taktverdichtung

Effizienz ist kein Selbstzweck. Der wahre Wert von KI liegt nicht darin, mehr in kürzerer Zeit zu schaffen, sondern Raum zu schaffen – für Tiefgang, Reflexion, zwischenmenschlichen Austausch. Unternehmen sollten klare Prinzipien formulieren, wie mit eingesparter Zeit umgegangen wird: Wird sie automatisch neu belegt? Oder bewusst genutzt für strategisches Denken, Weiterbildung, Pausen?

Best Practices kommen hier aus der Tech-Branche: Firmen wie Slack und Dropbox haben interne „Focus Fridays“ eingeführt – KI-unterstützte Tools sorgen dafür, dass Mitarbeitende mindestens einmal pro Woche unterbrechungsfrei arbeiten können. Weniger Meetings, weniger Notifications, mehr Qualität.

2) Technologie auf den Menschen abstimmen  

Gute KI-Systeme zeichnen sich nicht nur durch Funktionalität, sondern durch Benutzerfreundlichkeit aus. Tools müssen sich nahtlos in den Arbeitsalltag integrieren lassen – ohne ständigen Kontextwechsel, ohne technische Hürden. Was es braucht:

  • Intuitive Interfaces
  • Transparente Algorithmen (warum schlägt das System etwas vor?)
  • Konfigurierbare Einstellungen für Benachrichtigungen, Prioritäten und Privacy

Auch Führungskräfte spielen hier eine zentrale Rolle: Sie müssen vermitteln, dass nicht jede Funktion genutzt werden muss. Wer Teams die Freiheit gibt, eigene Nutzungsmuster zu entwickeln, fördert Selbstwirksamkeit statt Überforderung.

3) Partizipation statt Top-down-Einführung

Zu oft werden neue Tools im Alleingang eingeführt – von IT oder Management, ohne Rücksprache mit den Menschen, die täglich damit arbeiten sollen. Das Ergebnis: Skepsis, Frustration, unnötiger Mehraufwand. Dabei ist der Weg zu gesunder Digitalisierung klar:

  • Mitarbeitende frühzeitig einbinden.
  • Anwendungsszenarien gemeinsam entwickeln.
  • Belastungen ehrlich ansprechen und messen.

Wie wir Ihnen helfen, KI menschen-zentriert zu gestalten

  1. Arbeitsplatzdiagnose mit Tiefgang
    Wir analysieren nicht nur Prozesse, sondern auch Wirkung. Unsere individuelle Arbeitsplatzanalyse kombiniert Interviews, digitale Beobachtungstools und anonyme Umfragen. Dabei geht es nicht um reine Tool-Bewertungen – sondern um Fragen wie: Wie empfinden Mitarbeitende die neuen Systeme? Wo entsteht Druck, wo echte Entlastung? Welche Kompetenzen fehlen, um mit KI souverän umzugehen?
    Diese Diagnostik legt den Grundstein für gezielte, passgenaue Maßnahmen – technisch, kulturell und organisatorisch.
  2. Co-kreative Lösungsentwicklung
    Mit partizipativen Formaten wie Zukunftswerkstätten, Prototyping-Sessions und digitalen Feedback-Loops helfen wir Unternehmen, eine eigene KI-Kultur zu entwickeln. Dabei stehen folgende Prinzipien im Fokus: Menschzentrierung, Nachhaltigkeit, Transparenz.
    Wir zeigen auf, wie aus technischen Tools echte Teamtools werden – und wie man mit kleinen Anpassungen große Wirkung erzielt. Ob Slack-Bots, ChatGPT-Integrationen oder automatische Reports: Alles steht und fällt mit der Frage, ob es die Arbeit erleichtert – oder nur beschleunigt.
  3. Nachhaltige Veränderungsbegleitung
    Technologische Transformation ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Deshalb begleiten wir unsere Kund:innen über mehrere Monate hinweg – mit Retrospektiven, kontinuierlichem Monitoring und On-the-Job-Coachings.
    Besonders im Fokus: Führungskräfte. Denn sie setzen den Ton, wie Technologie im Unternehmen erlebt wird. Wir unterstützen beim Aufbau von Leadership-Skills für die digitale Arbeitswelt: mit Fokus auf Resilienz, Kommunikation und Werteorientierung.

Wird Ihre KI zum Kraftverstärker – oder zur Belastung?

Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Doch sie ist nicht automatisch gut – und schon gar nicht automatisch gesund. Sie kann Organisationen stärken – oder sie innerlich aushöhlen.
Die Frage ist nicht: Haben Sie KI eingeführt? Sondern: Haben Sie auch an die Menschen gedacht?
Wenn Ihre Teams müder, unkonzentrierter oder zynischer wirken, wenn der informelle Austausch versiegt, wenn neue Tools mehr Fragen aufwerfen als sie lösen – dann lohnt sich der zweite Blick.
Nicht auf den Code. Sondern auf die Kultur.

Wir helfen Ihnen dabei, KI nicht nur effizient, sondern menschlich zu nutzen. Für mehr Klarheit, Gesundheit und nachhaltige Produktivität.
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